Jule Reuter: Imago
Mit der großformatigen Malerei Imago konzentriert sich Ute Pleuger auf die Grundfrage dessen, was ein Bild ausmacht. In augenfälliger Weise stellt sie das Verhältnis von einer imposanten Gesamtfläche und einer komplexen visuellen Binnenorganisation heraus. Auf dem in hellem Neapelgelb gehaltenen Malgrund sind eine Fülle wellenartiger dunkelblauvioletter Formen unterschiedlicher Länge zu sehen. Ihre Anordnung scheint auf einer eigenen Logik oder unsichtbaren Kraft zu beruhen, die sowohl visueller als auch akustischer Natur sein könnte und an gleichmäßiges ungerichtetes Strömen und Rauschen erinnert. Dabei wird das Auge, dem Rhythmus der Wellen folgend, gleich doppelt irritiert: Denn die beiden Farben scheinen an ihrem scharfkantigen, flimmernden Zusammentreffen beharrlich die Ebenen zu tauschen zwischen Form und Grund. Und der schweifende Blick erkennt: Es gibt keine Bildzentren; vielmehr drehen sich die Wellen unterschiedlich gegeneinander, ohne sich zu berühren, und drängen über die Ränder hinaus. Im flächenfüllenden Allover der Malerei verbinden sich innere Ordnung und spielerische Freiheit, formale Strenge und prinzipielle Unbegrenztheit zu einem paradoxen Bild.
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Detail von Imago · 240 × 800 cm · Acryl auf Leinwand · 2014